Quelle: Divac et. 2014 Second-Generation Antipsychotics and extraypyramidal adverse effects; Biomed Res Int 2014:656370 Epub 2014 Jun 3 PMID:24995318
18. Juli 2014
Hintergrund
Neuroleptika sind ein Grundpfeiler der Schizophrenie-Behandlung. Mit der Einführung des ersten Neuroleptikums Chlorpromazin im Jahre 1953 begann eine neue Ära in der Therapie mit Psychopharmaka. Neuroleptika der ersten Generation (NEG) wie z.B. Chlorpromazin, Haloperidol oder Fluphenazin haben jedoch deutliche Einschkränkungen. Insbesondere extrapyramidalmotorische Störungen (EPS) und andere Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) hindern deren Anwendung. Die Entwicklung neuer Neuroleptika seit 1990 wie Risperidon, Olanzapin oder Quetiapine weckte große Erwartungen. Diese wurden aus der Struktur des Clozapins entwickelt und werden als Neuroleptika der zweiten Generation bezeichnet (NZG).
Die Weiterentwicklung beruhte auf Clozapin, da dieses effektiv in der Behandlung der therapie-refraktären Schizophrenie ist und als erstes Neurolepikum keine EPS auslöste. Jedoch wurden unter Anwendung vermehrt Agranulozytosen festgestellt, was zu einer freiwilligen Marktrücknahme führte. Ab dem Jahre 1989 wurde es wieder durch strenge Auflagen verkehrsfähig. Das Ziel von Weiterentwicklungen war und ist es Agranulozytose als UAW zu beseitigen. Hervor kamen die NZG sowie aktuell die Wirkstoffe Ziprasidon und Aripiprazol, welche schnell zum Grundpfeiler der Schizophrenie-Behandlung wurden. […]
Die Einsetzbarkeit der einzelnen Substanzen kann jedoch nicht alleine von Ihren UAW abgeleitet werden. Bessere Verträglichkeit der Neuroleptika der zweiten Generation gilt als einer Ihrer Vorteile. Die Idee einer Schizophrenie-Behandlung ohne EPS ist interessant für Therapeuten und Patienten. Diese Erwartungen wurden aber abgesehen von Clozapin nicht vollständig erfüllt und EPS bleiben weiterhin ein Problem bei NZG. Neuere Untersuchungen bestreiten sogar den Vorteil der Neuroleptika der zweiten Generation gegenüber den NEG. Zusätzlich ergaben Beobachtungen der Neuroleptika der zweiten Generation UAW wie Gewichtszunahme und metabolische Veränderungen. Welche Gruppe überlegen ist im Bezug auf ein kardiovaskuläres Risiko konnte noch nicht abschließend geklärt werden. Zusammenfassend ist eine Bewertung, daß NEG für EPS und Neuroleptika der zweiten Generation für metabolische Nebenwirkungen verantwortlich sind stark vereinfacht und nicht durch aktuelle wissenschaftliche Ergebnisse untermauert.
Zusammenfassung
NZG haben die Erwartungen nicht vollständig erfüllen können keine extrapyramidalmotorische Störungen mehr auszulösen. Obwohl diese als Erstlinientherapie zur Zeit empfohlen werden, bleibt weiter unklar ob sie tatsächlich ein besseres Verhältnis von Wirkung und UAW besitzen. Studien konnten im Bezug auf Wirksamkeit keinen signifikanten Unterschied zwischen NEG und NZG feststellen (Clozapin bildet hier eine Ausnahme). Das Auftreten von extrapyramidalmotorischen Störungen unter der Therapie mit NZG hängt von vielen Faktoren wie Alter, Geschlecht und weiteren Begleiterscheinungen ab. Da wissenschaftlich keine Therapie als grundsätzlich überlegen bezeichnet werden kann, hängt sehr viel von der indivuellen Erfahrung, sowie der individuellen Beurteilung des behandelden Arztes ab.
Originalartikel
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