„Für forschende Pharma-Unternehmen haben
Fortschritte in der Krebsbehandlung weiterhin höchste
Priorität. Das zeigt sich auch an den derzeitigen
Zulassungsverfahren für neue Medikamente: die meisten Mittel
sind für Krebspatientinnen und -patienten entwickelt worden.
Viele von ihnen wirken auf neuartige Weise und werden so die
Chancen für die Patienten verbessern.“ Das sagte Birgit
Fischer, die Hauptgeschäftsführerin des Verbands der
forschenden Pharma-Unternehmen (vfa), heute mit Blick auf
den Weltkrebstag am 4. Februar.
Schon in den ersten Wochen des Jahres sind neue
Krebsmedikamente herausgekommen, gegen Lungen- und
Magenkrebs.
Weitere 20 Medikamente durchlaufen gerade das europäische
Zulassungsverfahren oder stehen nach erteilter Zulassung vor
der Markteinführung; sie dürften 2015 oder spätestens 2016
herauskommen. Sie dienen der Behandlung von Krebs an Haut,
Schilddrüse, Lunge, Eierstöcken und Lymphknoten oder
bekämpfen Hypophysentumore, bestimmte Leukämien, den
Knochenmarkkrebs Multiples Myelom oder das seltene, bei
Kindern auftretende Neuroblastom. Dazu kommen noch Mittel
gegen Nebenwirkungen (Übelkeit, Erbrechen,
Abstoßungsreaktionen nach Stammzelltransplantation) und zum
Auffinden möglicherweise mit Krebszellen befallener
Lymphknoten. Ein neuer Impfstoff soll zudem vor noch mehr
Stämmen humaner Papillomviren (HPV) schützen als die
bisherigen; HPV verursachen Gebärmutterhalskrebs.
Mehrere der Medikamente ebnen der Krebstherapie neue Wege.
Sie unterstützen beispielsweise das körpereigene Immunsystem
dabei, Krebszellen zu bekämpfen. So schützt ein neues
Lungenkrebs-Medikament bestimmte Immunzellen (die T-Zellen)
davor, vom Tumor „gelähmt“ oder in die Selbstzerstörung
getrieben zu werden. Ein Leukämie-Medikament heftet
Tumorzellen eng an Immunzellen, so dass sie von diesen
direkt vernichtet werden. Ein weiteres Medikament enthält
Viren, die gezielt Krebszellen befallen und auf diese Weise
einige Krebszellen abtöten und gegen andere das Immunsystem
auf den Plan rufen.
Erstmals sollen auch sogenannte MEK-Inhibitoren
herauskommen. Diese Medikamente verhindern, dass bestimmte
Signale den Kern der Krebszellen erreichen und dort die
Zellteilung ankurbeln. Sie sind für die Melanombehandung
gedacht.
Ein weiteres neues Wirkprinzip, das in die Behandlung Einzug
halten kann, ist die PARP-Inhibition. Medikamente mit dieser
Wirkungsweise nehmen den Krebszellen bestimmte
Reparaturfähigkeiten, die sie zum Überleben brauchen. Das
erste Medikament dieser Art dient der Behandlung von
Eierstockkrebs und ist wirksam, wenn die Tumorzellen
bestimmte Genveränderungen zeigen.
Auf das Vorliegen dieser Genveränderungen müssen die
Patietinnen vor der Einnahme untersucht werden. Das ist ein
Beispiel für das Prinzip der in der Onkologie immer öfter
praktizierten „Personalisierten Medizin“. Bei dieser werden
Medikamente passend zu genetischen und anderen
Besonderheiten des Patienten ausgesucht, die sich mit einem
Gen- oder anderen Test ermitteln lassen. So kann
zielgerichteter behandelt und können erfolglose
Behandlungsversuche vermieden werden. „Das ist zum Nutzen
der Patienten und steigert zugleich auch die Effizienz des
Gesundheitswesens, weil weniger Kosten für Fehlversuche
anfallen“, so Birgit Fischer. Sechs der kommenden 20
Medikamente werden personalisiert einzusetzen sein.
Eine Übersicht über alle Krebsmedikamente im
Zulassungsverfahren und vor der Markteinführung finden Sie
unter: www.vfa.de/krebsmedikamente-